Starke Frauen in Deutschland und Russland

Starke Frauen in Deutschland und Russland

Zu diesem Thema fand gestern die vom Deutsch-Russischen Forum e.V. in Kooperation mit dem Institut Für Auslandsbeziehungen und der Moskauer Deutschen Zeitung organisierte Podiumsdiskussion im Online-Format statt.

Dabei haben vier Frauen aus Wissenschaft, Politik, Journalismus und Wirtschaft über Gleichstellung diskutiert. Im Fokus stand das Thema der Frauenquoten und der Vereinbarkeit von Beruf und Familie in Russland und Deutschland.

Wie kommt man dazu, dass mehr Frauen in Führungspositionen kommen? Hilft dabei die Quotenregelung? Die Quote ist dabei nur eine Übergangslösung, meinte Dr. Daniela De Ridder, stellvertretender Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses des Bundestages. „Aber dieses Instrument brauchen wir noch.“

Dr. Marina Schischkina, Journalistin, Abgeordnete der fünften gesetzgebenden Versammlung von St. Petersburg, Mitglied des obersten Expertenrates der Russischen Vereinigung für Öffentlichkeitsarbeit, St. Petersburg war der Meinung, dass man in Russland keine einfache eindeutige Antwort auf dieses Problem hat. Russland sei dafür zu groß und zu unterschiedlich. Außerdem darf man 70 Jahre Kommunismus nicht vergessen, in denen die Geschlechterrollen klar verteilt waren. Zum Beispiel sind solche Berufe wie Arzt, Ingenieur oder Richter durchaus Frauenberufe in Russland. Sie selbst sei gegen Quoten und habe als Frau nie eine Unterdrückung gespürt. Die wichtige Frage ist eher, dass man das Gesetz gegen häusliche Gewalt immer noch nicht verabschieden kann.

Regina von Flemming, Mitglied des Supervisory Board und Vorsitzende des Audit Committee der Sovcombank in Moskau, vertrat die Position, dass in der Wirtschaft und in der Politik eine Quotierung temporär richtig sei. „Es geht um Rollenvorbilder, es geht um Netzwerke.“ Frauen brauchen Mentorinnen.  In Russland gibt es eine hohe Selbstverständlichkeit nach der Schwangerschaft rasch in den Beruf zu kommen. „Für mich sind solche Frauen die besten Mitarbeiterinnen“. Beruf, Kind und Weiblichkeit auszuleben ist in Russland eine „absolute Normalität“. Meine Karriere hätte ich in Deutschland nicht machen können, räumte Frau von Flemming ein.

Marina Karban von der Skolkovo Business School berichtete über eine Studie laut der nur wenige Frauen in Führungspositionen russischer Unternehmen aufsteigen. „Die Frauen werden zur Bescheidenheit erzogen“, so Karban. Skolkovo selbst hat keine Quoten.

In der Diskussion ging es auch um Vorurteile über das angeblich „typisch weibliche“ Verhalten. Frauen stehen vor einer riesigen Anforderungspalette, die für Männer gar nicht existiert, meinte Daniela De Ridder. Frauen brauchen unbedingt Netzwerke und Mentorinnen. Frauen sollten lernen, sich nicht unter Druck zu setzten und sich sagen, unser Tag hat auch nur 24 Stunden. Die Vorstellung wie eine Frau sein muss „entsteht oft in unseren eigenen Köpfen“, so Marina Karban. Regina von Flemming fügte hinzu, dass auch Sponsoring eine enorm große Rolle spiele. „Neue Generation in Russland macht mir eine große Freude“, aber deutsche Frauen in diesem Alter sitzen immer noch in einer „Komfortzone“.

Auch Herausforderungen der Corona-Krise speziell für Frauen sind angesprochen worden. Die Frauen sind finanziell stärker benachteiligt, meinte Marina Karban. Außerdem müssen sie in der Selbstisolation jetzt buchstäblich Küche und Beruf vereinbaren.

[Daria Boll-Palievskaya/russland.NEWS]