Die Ära Putin/Schröder ist schon lange vorbei, aber das politische Erbe jener Jahre ist noch heute in den deutsch-russischen Beziehungen zu spüren. Bereits zum 16. Mal bringt der Petersburger Dialog – diesmal in der deutschen Hauptstadt – Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Zivilgesellschaft der beiden Länder zusammen.
Besonderes Interesse wird dem Ereignis von den russischen Medien entgegengebracht, die – wie im Übrigen auch die deutschen Medien – positiv über die Arbeit des Petersburger Dialogs berichten und seine Wichtigkeit zur Festigung der Beziehungen zwischen Deutschland und Russland hervorheben.
Als ein wichtiges Ereignis wird der jüngste Besuch des deutschen Bundespräsidenten Steinmeier gesehen, der im Gespräch mit Präsident Putin die Hoffnung äußerte, dass der Petersburger Dialog zur Intensivierung der Zusammenarbeit über das gesamte Spektrum der Agenda der beidseitigen Beziehungen führen möge – nicht nur im Rahmen des Dialogs, sondern auch darüber hinaus.
In den russischen Medien herrscht die Meinung vor, dass die offiziellen Institutionen die ihnen zugewiesenen Aufgaben sowohl bezüglich der bilateralen als auch der multilateralen Zusammenarbeit nicht wirklich erfüllen. Deshalb ist eine solche Veranstaltung wie der Petersburger Dialog – bei aller Wahrung der gegebenen [politischen] Linie – ein „Gefäß für die offizielle Kommunikation“ und spielt eine Schlüsselrolle für die Aufrechterhaltung und Weiterentwicklung der russisch-deutschen Beziehungen.
Die Anwesenheit des Botschafters der Russischen Föderation in Deutschland Wiktor Grinin und des Botschafters der Bundesrepublik Deutschland in der Russischen Föderation Rüdiger von Fritsch sowie die der Vertreter der Regierungen beider Länder unterstreicht die Bedeutung dieser Veranstaltung für die „hohe Politik“, obwohl der Dialog ursprünglich als Plattform für den Austausch von Erfahrungen von Vertretern der Zivilgesellschaften gedacht war.
So kann man feststellen, dass der Petersburger Dialog – ursprünglich als Plattform für gemeinsame kulturelle Initiativen gedacht – sich zu einem politischen Forum weiterentwickelt. Zweifellos ist die Existenz eines breiten politischen Konsenses der politischen Eliten beider Länder äußerst wichtig für die Lösung der übrigen, mehr sachlichen Fragen, wie beispielsweise eine Überprüfung der Sanktionspolitik.
Zur Suche nach und Weiterentwicklung der Grundlagen eines Konsenses benutzen die offiziellen Vertreter der beiden Länder jeden möglichen Anlass – und der Petersburger Dialog ist da keine Ausnahme. Und obwohl die Staatschefs schon seit Jahren am Treffen des Forums nicht teilnehmen, wird deutlich, dass Moskau und Berlin weiterhin dem Instrument der öffentlichen Diplomatie besondere Aufmerksamkeit widmen, um greifbarere Ergebnisse im Bereich der bilateralen Beziehungen zu erreichen – und der Petersburger Dialog spielt dabei eine wichtige Rolle.
[Michail Feldman/russland.NEWS]