[von Alexander Rahr]
Wladimir Putin hat auf der Pressekonferenz mit der Bundeskanzlerin in Sotschi das Deutsch-Russische Forum und dessen Projekte ausdrücklich als Flaggschiff der zivilgesellschaftlichen Beziehungen zwischen beiden Ländern gelobt.
Die Medien schwiegen dazu, auch Merkel blieb stumm. Dabei hätte sie allen Grund dazu, das Deutsch-Russische Forum, welches in diesem Jahr sein 25jähriges Bestehen feiert, zu würdigen. Das Forum wird in den deutschen Medien oft kritisiert: Es sei zu sehr auf der Kreml-Linie. Das stimmt nicht. Das Forum versucht nur, die deutsch-russischen Beziehungen vor dem Kollaps zu bewahren, sich der wachsenden Entfremdung zwischen Deutschen und Russen entgegenzustellen. Auch Bundespräsident Frank Walter Steinmeier hat auf diese Gefahr hingewiesen.
Leider gibt es andere Organisationen, vor allem aber die Medien, die gegenüber Russland auf Kampf umgestellt haben. Sie glauben, dass ein Russland ohne Putin schnell wieder den Weg Richtung eines westlichen liberaleren Demokratiemodells einschlagen wird. Schon werden „Konzepte“ des Westens für die Zeit nach Putin gefordert. Diese westlichen Experten verstehen aber Russland nicht. Sie hängen dem Bild Russlands aus den 90er Jahren hinterher und negieren die Tatsache, dass für die Russen heute nicht eine pro-westliche Revolution, sondern innere Stabilität ausschlaggebend ist.
Die gerade zu Ende gegangenen Potsdamer Gespräche, ein kerniges Diskussionsformat des Deutsch-Russischen Forums, haben offenbart: Beide Seiten wollen den intensiven Dialog. Wenn es anders wäre, hätten sich nicht so viele Bundestagsabgeordnete am Konferenztisch mit den Russen eingefunden.
Die Aussprache tat gut. Befindlichkeiten wurden ausgetauscht, die gegenseitigen Positionen zur Ukraine, Syrien, Iran, Skripal, Doping heiß diskutiert. Am Ende freute sich der Staatsminister im Auswärtigen Amt: Der Dialog war schwierig, aber interessant und wichtig. Er musste auf schwierige fragen der Russen eingehen.
Aber auch die russischen Politiker mussten Auskunft geben. Beispielsweise über neue geplante Gegensanktionen, die die Gefahr bergen, dass westliche Firmen ganz den russischen Markt verlassen würden. Das darf nicht passieren, auch wenn manche russische Teilnehmer Europa schon abschreiben und auf eine Wirtschaftspartnerschaft mit China spekulieren.
Höchsterfreulich war das Engagement der jungen Generation von Deutschen und Russen auf den Potsdamer Begegnungen. Sie unterstützen alles, was einer gefährlichen Entfremdung zwischen beiden Völkern zuwiderläuft. Sie entwickeln eigene Ideen und Vorgehensweisen die durchaus die Aufmerksamkeit der Medien verdienen sollten. Hier, bei den Potsdamer Begegnungen, herrschte ein guter zivilgesellschaftlicher Austausch. Und es ist sehr gut, wenn der russische Präsident sich mit diesem auch identifiziert.