St. Petersburg. Es ist eine Gegensätzlichkeit mit Symbolcharakter. Während sich in Belfast die Kriegsherren Bush und Blair treffen, tagt kurz darauf die Koalition der Kriegsgegner in St. Petersburg. Russlands Präsident Wladimir Putin empfängt Bundeskanzler Gerhard Schröder und den französischen Präsidenten Jacques Chirac.
Die Reise von Bundeskanzler Schröder war im Rahmen des Petersburger Dialogs lange geplant, der Besuch des französischen Staatschefs kam kurzfristig zustande. Erst dadurch erhält das Treffen seine Brisanz, wird es doch zu einem Gipfel der „Unwilligen“. Der räumliche Abstand zwischen St. Petersburg und Belfast dürfte auch ungefähr die Breite des Grabens widerspiegeln, den das „alte Europa“ von der angloamerikanischen Welt trennt.
Thema der am 11./12. April stattfindenden Konferenz der drei Staatschefs wird die Nachkriegsordnung im Irak sein. Dabei betonte Präsident Putin schon vorab, dass die UNO eine entscheidende Rolle in der Gestaltung der neuen Ära spielen müsse. „Nur diese Organisation kann alle möglichen Varianten zeitweiliger ausländischer Verwaltung legitimieren“ so der Kremlchef. Bei seinen Gesprächspartnern wird er mit dieser Meinung offene Türen einrennen, denn auch Schröder und Chirac sind der Ansicht, dass die UNO und nicht die USA nach dem Ende des Krieges im Irak das Sagen haben sollte.
In Belfast hingegen wollte Bush den Vereinten Nationen lediglich eine nicht näher definierte vitale Rolle zugestehen, meinte aber, dass die Nationen, welche die Last des Krieges auf sich genommen haben, auch den Haupteinfluss auf die spätere Entwicklung haben müssten.
Kofi Annan, der ursprünglich am Gipfel in St. Petersburg teilnehmen wollte, das Treffen aber „aus praktischen Gründen“ später absagte, hatte hingegen immer wieder auf eine Führungsrolle der UNO im Nachkriegsirak gedrungen.