Petersburger Dialog vom 14. bis 16. Juli in München

[ Hanns-Martin Wietek / München ] „Wege aus der Krise aus Sicht der Zivilgesellschaften“ lautet das Dachthema des diesjährigen Petersburger Dialogs, über das die etwa 200 deutschen und russischen Teilnehmer des bilateralen Gesprächsforums in München diskutieren werden.

„Was kann ein zivilgesellschaftliches Forum wie der Petersburger Dialog zur Bewältigung der Finanz- und Wirtschaftskrise beitragen?“, kommentiert Lothar de Maizière, deutscher Vorsitzender des Lenkungsausschusses, die Fragestellung: „Der Petersburger Dialog kann vor allem eins schaffen: gegenseitiges Vertrauen. Angesichts der globalen Probleme ist es wichtig, gemeinsam Lösungen zu finden. Eine Zusammenarbeit ohne Vertrauen ist auf Dauer nicht erfolgreich.“
Rückblickend stellte de Maizière auf der heutigen Pressekonferenz erfreut fest, dass sich der Petersburger Dialog von einer anfänglichen Plattform für Statements zu einem echten Dialog entwickelt habe, auf dem um einvernehmliche Ergebnisse gerungen werde.
Leider habe Michail Gorbatschow, der den Dialog mit aus der Taufe gehoben habe, aus persönlichen, verständlichen Gründen – die Belastungen seien für ihn einfach zu groß geworden – den Vorsitz des russischen Lenkungsausschusses abgegeben, mit Dr. Viktor Subkow, dem ersten Stellvertreter des Vorsitzenden der Regierung der Russischen Föderation, sei aber ein höchst kompetenter Nachfolger gefunden worden, dessen vielfältige Verbindungen im aktuellen politischen und wirtschaftlichen Leben Grund zu großen Hoffnungen für die weitere Entwicklung auf dem Gebiet der deutsch-russischen Zusammenarbeit berechtigten. Michail Gorbatschow wird es sich aber nicht nehmen lassen, weiterhin aktiv im Petersburger Dialog mitzuarbeiten – auch in diesem Jahr werde er anwesend sein.
Dass mit Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Otmar Issing, dem Vorsitzenden der von der Bundesregierung eingesetzten Expertengruppe „Neue Finanzarchitektur“ einerseits und Prof. Dr. Michail Piotrowski, dem Direktor der Staatlichen Eremitage St. Petersburg, andererseits höchst kompetente Redner für die beiden Festvorträge gefunden wurden, hob de Maizière besonders hervor.
Der Petersburger Dialog und seine acht Arbeitsgruppen stellen sich damit einer schwierigen Aufgabe. „Die Chancen des Dialogs für die Bürger unserer Länder sind offensichtlich, aber jetzt gilt es, sie auch zu nutzen“, so de Maizière.

Reinhold Bocklet, 1. Vizepräsident des Bayerischen Landtags und Mitglied im Lenkungsausschuss des Petersburger Dialogs, zeigte sich sehr erfreut, dass der Petersburger Dialog nach Bayern kommt: „Dies ist ein wichtiger Baustein für die sehr guten bayerisch-russischen Beziehungen.“ Ein Drittel der gesamten wirtschaftlichen Beziehungen Deutschlands zu Russland gingen allein von Bayern aus. Die Zeit, sich auf das Ereignis vorzubereiten, sei zwar etwas kurz gewesen, er sei sich aber ganz sicher, dass der Erfolg darunter nicht leiden werde.

In den Arbeitsgruppen und im Plenum wird das Dachthema unter verschiedenen Gesichtspunkten erörtert. In der abschließenden Plenarsitzung des Petersburger Dialogs werden die Ergebnisse gemeinsam mit Bundeskanzlerin Angela Merkel und dem russischen Präsidenten Dmitri Medwedew diskutiert.

Der Petersburger Dialog ist ein Forum für den Dialog der Gesellschaften Russlands und Deutschlands. Er tagt seit 2001 im jährlichen Wechsel zwischen Deutschland und Russland. Zum Ziel hat er, die Zusammenarbeit in allen Bereichen der Gesellschaft zu intensivieren, Vorurteile in der Wahrnehmung des jeweils anderen Landes abzubauen und damit den deutsch-russischen Beziehungen neue Impulse zu geben.
Teilnehmer der unter der Schirmherrschaft des amtierenden deutschen Bundeskanzlers und des amtierenden russischen Präsidenten stehenden Jahreshauptkonferenz sind deutsche und russische Vertreter des öffentlichen Lebens mit Multiplikatorfunktion und Experten aus allen gesellschaftlichen Bereichen. Zwischen den Jahrestagungen werden bei weiteren Treffen der acht Arbeitsgruppen konkrete Fragestellungen im kleinen Kreis erörtert.

Weitere Informationen unter www.petersburger-dialog.de.
[ Hanns-Martin Wietek / russland.RU ]