Petersburger Dialog: Ein Himmelreich für aktuelle Berichterstattung im Internet

Wenn der Russland-Experte Jörg Himmelreich einen Tag nach dem 6. Petersburger Dialog in Dresden in einem Interview mit Spiegel-online feststellt, „der Petersburger Dialog verkümmere immer mehr zu einer Farce, die von russischer Seite als ein Feigenblatt missbraucht werde, die Behinderungen der Entwicklung einer Zivilgesellschaft in Russland zu kaschieren“, fühlt man sich in Zeiten der amerikanischen Kissinger-Doktrin versetzt, dass jede Annäherung zwischen Russland und Deutschland zu verhindern sei.

Jörg Himmelreich ist Senior Transatlantic Fellow des German Marshall Fund, eines US- Thinktanks, der sich mit den transatlantischen Beziehungen beschäftigt. So wundert es nicht, dass er die Frage stellt, „warum Deutschland sich als einziger EU-Staat für diese Imitation von zivilgesellschaftlichem Dialog hergibt“. Deratige Aussagen verstärken den Eindruck, dass die USA nach wie vor die zunehmende Verflechtung zwischen Berlin und Moskau torpedieren wollen.

Angela Merkel sieht das glücklicherweise anders. In ihrer Rede vor den Teilnehmern des 6. Petersburger Dialogs sprach sie von einer „unglaublichen Menge an Möglichkeiten, unser besseres Verständnis voranzubringen“. Es gehe beim Petersburger Dialog „um eine Bekräftigung des Weges der Gemeinsamkeit unserer jeweiligen Gesellschaften“, wie die Bundeskanzlerin anmerkte.

Und da „wir in unseren jeweiligen Ländern viele haben, die längst nicht genug voneinander wissen“, müsse der Dialog in „unseren Demokratien auf die breite Ebene der Bevölkerung übertragen werden“, so das deutsche Oberhaupt. Das könne nur gelingen, wenn „Politik durch Nichtregierungsorganisationen, durch ehrenamtliches Engagement und durch vielfältige Beziehungen zwischen unseren Ländern ergänzt wird.“

Angela Merkel scheut sich also nicht, das aus dem engen Dialog zwischen Wladimir Putin und Gerhard Schröder entstandene Kind zu adoptieren und aktiv mitzuhelfen, im Rahmen des Petersburger Dialogs „die Ängste vieler Deutscher zu zerstreuen“, wie Walerij Jasew, Abgeordneter der russischen Staatsduma, den Zweck des binationalen Austausches beschreibt. Soviel zu den deutschen Absichten, die die USA argwöhnisch zu verfolgen scheinen.

Wie schafft man es aber im digitalen Zeitalter, den von Experten eingefädelten Dialog zwischen Russland und Deutschland auf den der beiden Zivilgesellschaften zu übertragen? Doch nur über den Ausbau von Internet-Plattformen, die es ermöglichen, sachdienliche Informationen abzurufen. Wenn der Ruf nach dem zivilen Dialog von unten ernst gemeint ist, dann müssen potenzielle Partner und Projekte per www. vorgestellt werden, damit Interessenten aus Deutschland und Russland zueinander finden können.

Wer allerdings in dieser Absicht die offizielle website des Petersburger Dialogs anklickt, der wähnt sich ins letzte Jahrhundert versetzt, in dem die Wirkung von politischen Veranstaltungen an ihrer Exklusivität und Verschwiegenheit gemessen wurde. Die Journalisten im Dresdner Pressezentrum des 6. Petersburger Dialogs jedenfalls rieben sich ungläubig die Augen, als sie unter [ www.petersburger-dialog.de ] Wochenalte Informationen angähnten.

Den Initiatoren des Petersburger Dialogs sei dringend empfohlen, diese Schlamperei abzustellen. Experten wie Jörg Himmelreich, die den deutsch-russischen Dialog als Farce diskreditieren, werden sich ob dieses Vakuums freuen – in der aktuellen Informationswüste der offiziellen Internet-Präsentation werden Russland und Deutschland nie zueinander finden. [ hub / russland.RU – die Internet – Zeitung ]