Deutschland und Russland wollen die Arbeiten an einem gemeinsamen Schulbuch aufnehmen. Beim kommende Woche in München stattfindenden neunten Petersburger Dialog solle versucht werden, ein deutsch-russisches Geschichtsbuch anzuschieben, sagte der Vorsitzende des deutschen Lenkungsausschusses des Petersburger Dialogs, Lothar de Maizière, am Mittwoch in München.
Vorbild der Initiative sei das vor drei Jahren erschienene deutsch-französische Geschichtsbuch. Die gemeinsame Geschichte Deutschlands und Russlands verdiene ein eigenes Schulbuch. Anders als Deutschland, das seine Geschichte des Nationalsozialismus intensiv aufgearbeitet habe, habe Russland aber noch „sehr viel Mühe“, den Stalinismus aufzuarbeiten. Deshalb sei noch nicht absehbar, wie weit die Idee des Schulbuchs voran schreiten und wann dieses erscheinen könne. „Wir hoffen, dass wir in die Tiefe eindringen können“, sagte de Maizière zu den beim Petersburger Dialog geplanten Gesprächen.
Der Petersburger Dialog findet von Dienstag bis Donnerstag statt und flankiert die deutsch-russischen Konsultationen am 16. Juli, die ebenfalls in München abgehalten werden und an denen Bundeskanzlerin Angela Merkel und Russlands Präsident Dimitri Medwedew teilnehmen. Bei beiden Treffen soll die internationale Finanzmarkt- und Wirtschaftskrise das Schwerpunktthema sein.
Medwedew und Merkel werden sich mit den etwa 200 Teilnehmern des „Petersburger Dialog“ treffen, dessen Dachthema „Wege aus der Krise aus Sicht der Zivilgesellschaften“. In der abschließenden Plenarsitzung des Petersburger Dialogs werden die Ergebnisse gemeinsam mit der und dem russischen Präsidenten Dmitri vorgestellt und diskutiert.
Lothar de Maizière betont, „angesichts der globalen Probleme ist es wichtig, gemeinsam Lösungen zu finden. Eine Zusammenarbeit ohne Vertrauen ist auf Dauer nicht erfolgreich“.
Der Petersburger Dialog und seine acht Arbeitsgruppen stellen sich damit einer schwierigen Aufgabe. „Die Chancen des Dialogs für die Bürger unserer Länder sind offensichtlich, aber jetzt gilt es, sie auch zu nutzen“, so de Maizière.
Reinhold Bocklet, I. Vizepräsident des Bayerischen Landtags und Mitglied im Lenkungsausschuss des Petersburger Dialogs, zeigt sich sehr erfreut, dass der Petersburger Dialog nach Bayern kommt: „Dies ist ein wichtiger Baustein für die sehr guten bayerisch-russischen Beziehungen.“
Der Petersburger Dialog ist ein Forum für den Dialog der Gesellschaften Russlands und Deutschlands. Teilnehmer der unter der Schirmherrschaft des amtierenden deutschen Bundeskanzlers und des amtierenden russischen Präsidenten stehenden Jahreshauptkonferenz sind deutsche und russische Vertreter des öffentlichen Lebens mit Multiplikatorfunktion und Experten aus allen gesellschaftlichen Bereichen. Zwischen den Jahrestagungen werden bei weiteren Treffen der acht Arbeitsgruppen konkrete Fragestellungen im kleinen Kreis erörtert. [ russland.RU ]