[Dresden/Petersburger Dialog]
Der Vorsitzende des Ost -Ausschusses der Deutschen Wirtschaft, Klaus Mangold, hat sich für ein stärkeres Engagement russischer Firmen in Deutschland ausgesprochen.
„Ich begrüße es grundsätzlich, wenn sich russische Unternehmen an deutschen Unternehmen beteiligen“, sagte Mangold anlässlich des Deutschlandbesuchs des russischen Präsidenten Wladimir Putin. Die russischen Firmen müssten sich allerdings an „die generellen Spielregeln bei Übernahmen halten“. Derzeit suchen russische Unternehmen, die nach dem Rohstoff-Boom über prall gefüllte Kassen verfügen, nach Möglichkeiten, sich in Deutschland und generell in Europa zu engagieren. Kritiker warnen dabei vor dem Einstieg kremlnaher russischer Großkonzerne.
In Deutschland mangle es immer noch an der Akzeptanz russischer Unternehmen, sagte Mangold. „Daran müssen wir noch arbeiten.“ Zum russischen Einstieg beim Airbus-Mutterkonzern EADS äußerte sich Mangold zurückhaltend. „Das ist ein Sonderfall wegen des militärischen Bereichs von EADS“, sagte er. Die russische Wneschtorgbank hat sich mit fünf Prozent bei EADS eingekauft. EADS ist neben dem Passagierflugzeugbau vor allem in der Rüstungsbranche tätig.
Das jüngste russischen Vorgehen gegen internationale Energiekonzerne sieht Mangold als abträglich für das Vertrauen im Ausland: „Ich bin mir sicher, dass die russische Regierung spürt, dass ausländische Investoren besorgt sind.“ Der Kreml hatte jüngst unter anderem Shell mit dem Entzug eines riesigen Öl-und-Gas-Projekts im Fernen Osten gedroht.
Das Engagement deutscher Unternehmen wie Eon oder Wintershall im russischen Energiesektor sieht Mangold dagegen nicht gefährdet. Die nun vom Kreml attackierten Projekte auf Basis von so genannten Production Sharing Agreements stammten noch aus der Ära von Ex-Präsident Boris Jelzin und müssten unterschieden werden von den unter Putin ausgehandelten deutschen Beteiligungen. Eon und Wintershall sind unter anderem an der Ausbeutung eines riesigen Gasfelds in Sibirien und an der Ostsee-Gaspipeline beteiligt.
Für deutsche Unternehmen in Russland sieht Mangold auch große Chancen jenseits des Energie-Sektors. „Die russische Industrie ist in fast allen Branchen noch nicht auf einem Weltmarktlevel“, sagte er. Es seien „enorme Investionen“ in den Branchen Lebensmittel, Fahrzeugbau oder Elektrizitätswirtschaft notwendig.
Mangold sagte weiter, er sehe unter Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) keine wesentliche Veränderung der deutschen Wirtschaftspolitik gegenüber Russland: „Es gibt ein hohes Maß an Einsicht in die Wichtigkeit der russischen Wirtschaftsbeziehungen.“ Merkel treffe Putin nun schon zum fünften Mal in diesem Jahr. Auch schon unter Altkanzler Gerhard Schröder (SPD) seien bei den deutsch-russischen Gesprächen, etwa im Rahmen des Petersburger Dialogs, „alle Bereiche“ abgedeckt worden und auch Themen wie Menschenrechte und Pressefreiheit in Russland angesprochen worden. Kritiker hatten immer wieder moniert, dass unter Schröder die wirtschaftlichen Interessen Deutschlands einseitig in den Vordergrund gerückt worden seien.