Vertreter der evangelischen, der katholischen und der russisch-orthodoxen Kirche nehmen seit 2007 in der Arbeitsgruppe »Kirchen in Europa« am Petersburger Dialog teil. In diesem Jahr wurde am 13. Oktober die Vertagung des diesjährigen Treffens bekannt gegeben. Am 14. Oktober trafen sich die Kirchenvertreter in Berlin und diskutierten die gegenwärtige Situation zwischen Russland, Deutschland und der Ukraine und deren Auswirkungen auf das Verhältnis zwischen den Kirchen. Sie beschlossen übereinstimmend gegenüber den Vorsitzenden des russischen und des deutschen Lenkungsausschusses, Viktor A. Subkow und Lothar de Maizière eine Erklärung abzugeben:
„Angesichts der aktuellen politischen Spannungen zwischen Russland und Deutschland, die durch die Konflikte in der Ukraine ausgelöst wurden, bringen wir unsere tiefe Besorgnis über die jüngsten politischen Entscheidungen zum Ausdruck. Die faktische Absage des 14. Petersburger Dialogs mitten in der Krise der deutsch-russischen Beziehungen ist sehr bedauerlich. Gerade in der momentanen Krise halten wir es für wichtig miteinander und nicht übereinander zu reden, kritisch und kontrovers im Gespräch zu bleiben und alle Gruppen der Zivilgesellschaft, darunter sowohl deutsche als auch russische Nichtregierungsorganisationen, in den Dialog einzubeziehen. Dabei möchten wir an die gemeinsame Verantwortung der politischen, religiösen und gesellschaftlichen Verantwortungsträger für friedliche, gewaltfreie Konfliktlösungen erinnern. Wir sind überzeugt, dass der Petersburger Dialog ein wichtiges und geeignetes Forum für den Dialog zwischen den Zivilgesellschaften unserer Länder ist. Im Rahmen der Arbeitsgruppe „Kirchen in Europa“ konnten Vertreter der orthodoxen, katholischen und evangelischen Kirchen seit ihrer Gründung im Jahr 2007 einen offenen, ehrlichen und von gegenseitiger Wertschätzung geprägten Dialog führen. Wir erwarten, dass der Petersburger Dialog auch allen anderen Gruppen der Zivilgesellschaft ein entsprechendes Forum des Dialogs bietet. Wenn es den Petersburger Dialog nicht gäbe, müsste man ihn gerade jetzt ins Leben rufen. Im Jahr 2015 werden wir den 70. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkriegs begehen. Das Gedenken daran sollte Ansporn genug sein, jegliche Form der Konfrontation zwischen Russland und Deutschland zu vermeiden. Der Jahrestag erinnert uns aber nicht nur an die tragischen Ereignisse der Kriegszeit, sondern auch an den Aufbau guter Beziehungen zwischen unseren Ländern in den vergangenen 70 Jahren. Die christlichen Kirchen haben dazu einen nicht unerheblichen Beitrag geleistet. Wir sehen uns in der Pflicht, auch in der jetzigen Situation zur Versöhnung zu mahnen – um künftiger Generationen willen, die sich nach einem friedlichen Europa sehnen. In diesem Sinne wird unsere Arbeitsgruppe ihre Arbeit fortsetzen und sich für eine Wiederaufnahme des Petersburger Dialogs einsetzen.“