Die internationale Situation erfordert ein „Reset“ der Beziehungen zu Russland, Europa muss zusammen mit Moskau eine neue Sicherheitsarchitektur aufbauen, sagte der Vorsitzende des Deutsch-Russischen Forums Matthias Platzeck in einem Interview mit der Märkischen Oderzeitung .
„Es geht jedoch inzwischen längst nicht mehr darum, ob die Russen ihre Gesellschaft so gestalten, wie wir das für richtig halten. Es geht nicht um Partnerschaft und Freundschaft oder Ähnliches. Sondern es geht wieder um eine friedliche Koexistenz, um die Frage, ob wir friedlich auf diesem Kontinent zusammen leben. Auf diese Stufe sind wir leider zurückgefallen. Wir erleben schlicht und einfach das Ende einer Epoche, manche sagen, des liberalen Zeitalters. Für diese Situation würde ich mir mehr Kraft und Weitsicht wünschen.“
Befragt für wie gefährlich er die heutige Situation halte, sagte er:
„Die Situation ist zweifellos gefährlich und zwar nicht erst seit dem Vorfall in der Meerenge von Kertsch. Der Chef der Münchener Sicherheitskonferenz, Wolfgang Ischinger, hat schon vor Wochen erklärt, dass er die heutige Situation in Europa für gefährlicher hält, als zu Zeiten des Kalten Krieges. Für mich ist der jetzige Vorfall nur ein weiterer Ausdruck dafür. Man kann ihn aber auch nicht losgelöst von dem bevorstehenden Präsidentschaftswahlkampf in der Ukraine sehen, für den Poroschenko das Motto ausgegeben hat: ‚Sprache, Glaube, Armee‘.“
Platzeck ist der Meinung, es sei kaum möglich, einer Seite eindeutig die Schuld für den jetzigen Vorfall zuzuweisen „und deshalb stehe ich völlig dahinter, dass die Bundesregierung und die Kanzlerin das machen, was man zur Stunde tun kann, nämlich beide Seiten zur Mäßigung und zur Deeskalation aufzurufen. Dennoch kann man doch die Frage diskutieren, wer eigentlich wirklich ein Motiv hat. Da muss man nüchterner Weise sagen, dass es für Putin schlecht gelaufen ist.“
Am 25. November fuhren ukrainische Kriegsschiffe in die Territorialgewässer der Russischen Föderation in der Straße von Kertsch ein. Sie ignorierten die Aufforderung des FSB-Grenzschutzdienstes, anzuhalten, und wurden daraufhin festgenommen.
Kiew verhängte daraufhin vor 10 Tage in 10 Gebieten der Ukraine ein Kriegsrecht.
[hmw/russland.NEWS]