Hamburg (russland.RU/hh) Die tragischen Ereignisse von Beslan bestimmten auch die Eröffnung des 4. Petersburger Dialogs heute in Hamburg. So hatte der russische Präsident Wladimir Putin seine ursprünglich geplante Teilnahme im Zusammenhang mit den terroristischen Anschlägen der jüngsten Zeit kurzfristig abgesagt, worauf auch Bundeskanzler Schröder und Außenminister Fischer nicht in die Hansestadt reisten.
Als Ehrengäste begrüßt wurden Ex-Präsident Michail Gorbatschow, und die Gouverneurin von St. Petersburg, Walentina Matwijenko, die sich auch ins Goldene Buch der Stadt Hamburg eintrug.
In seinen Willkommensworten hob Oberbürgermeister Ole van Beust die engen Verbindungen zwischen Hamburg und seiner Partnerstadt St. Petersburg hervor, die sich in den vergangenen Jahren auf allen Gebieten deutlich verstärkt hätten. In besonderem Maße träfe dies auch auf die Verbindungen zwischen den Bildungseinrichtungen beider Städte zu. So unterhielten 29 Hamburger Schulen Partnerschaftsbeziehungen zu Schulen in St. Petersburg. Um den deutsch-russischen Jugendaustausch auf eine neue Stufe zu heben, schlug van Beust vor, die Geschäftsstelle für das geplante deutsch –russische Jugendwerk in Hamburg einzurichten. Der „Vertrag über die jugendpolitische Zusammenarbeit“ sollte eigentlich am Freitag im Rahmen des Petersburger Dialogs von beiden Staatschefs unterzeichnet werden. Das wird nun voraussichtlich bei den nächsten deutsch-russischen Regierungskonsultationen im November nachgeholt.
Die Gouverneurin von St.Petersburg, Valentina Matwijenko, regte an, den Petersburger Dialog künftig wechselweise in St. Petersburg und Hamburg zu führen.
Auf die politische Bedeutung des Forums wies Michail Gorbatschow, Vorsitzender des russischen Lenkungsauschusses für den Petersburger Dialog hin. Die Gespräche über alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens seien eine gute Gelegenheit das Bild über das jeweils andere Land noch deutlicher zu zeichnen.
Dr. Klaus Mangold, stellvertretender Vorsitzender des deutschen Lenkungsausschusses machte auf die Themenvielfalt in den sieben Arbeitsgruppen aufmerksam. Zur Diskussion stehen die außenpolitischen Doktrinen unter den aktuellen Herausforderungen, der Kampf gegen den Terrorismus und die Einschränkung der bürgerlichen Rechte, die Zusammenarbeit von mittelständischen Unternehmen beider Länder, Perspektiven der Wissenschaftskooperation, kulturelle Veranstaltungen im Erinnerungsjahr 2005 , das Verhältnis von Medienkonzentration und Medienfreiheit sowie die Chancen der jungen Generation in den beiderseitigen Beziehungen.
Den ersten Dialog-Tag beendete ein Podiumsgespräch zum Thema „Russland und Deutschland in Europa – Blick in die Zukunft“, an dem neben Michail Gorbatschow auch Wolfgang Schäuble, Vorsitzender der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, der Kinderarzt Prof. Leonid Roschal, der das Geiseldrama in Beslan miterlebte, Gernot Erler, Koordinator der Bundesregierung für die deutsch-russische Zusammenarbeit und Michail Margelow, Vorsitzender des Ausschusses für internationale Angelegenheiten im Föderationsrat, teilnahmen. Auch hier standen Bewertung und Konsequenzen des Geiseldramas von Beslan im Vordergrund. In der durchaus kontrovers geführten Diskussion waren sich die Teilnehmer schließlich einig, dass eine objektive Information des Verständnis für einander fördert und letztlich auch die Voraussetzung für das dringend notwendige gemeinsame Handeln gegen den internationalen Terrorismus ist. Dazu, so Gorbatschow abschließend, soll und kann der Petersburger Dialog seinen Beitrag leisten.