17. Petersburger Dialog beendet: „Die größten Erfolge erzielen wir auf der kommunikativen Ebene“

17. Petersburger Dialog beendet: „Die größten Erfolge erzielen wir auf der kommunikativen Ebene“

Was meinen die Teilnehmer des Petersburger Dialogs über die Bedeutung dieses Forums. Brauchen wir nach 17 Jahren dieses Format noch?

Früher fanden Regierungskonsultationen im Rahmen des Petersburger Dialogs statt. Jetzt ist das nicht mehr der Fall. Verliert der Petersburger Dialog dadurch nicht an Gewicht?

Michael Harms, Geschäftsführer des Ost-Ausschusses der Deutschen Wirtschaft: Das war natürlich eine sehr gute Kombination mit den Regierungskonsultationen. Andererseits darf der Petersburger Dialog davon nicht abhängig sein. Denn in erster Linie ist er der Dialog der Zivilgesellschaften, und sie müssen aus sich heraus die Kraft finden, diesen Dialog zu führen und müssen nicht sozusagen mit hohen politischen Weihen gesegnet sein.

Ist dieses Format nach siebzehn Jahren eigentlich noch aktuell und notwendig?

Michael Harms: Vor einigen Jahren hat sich der Petersburger Dialog reformiert und ist dadurch viel effektiver geworden, echte Zivilgesellschaften hineingebracht und dieses Erstarrte, das „Zuoffizielle“ hinter sich gebracht. Das finde ich sehr positiv. Aber ich würde mir schon wünschen, dass nicht alles auf diese große Veranstaltung hinausläuft, sondern während des Jahres die Arbeitsgruppen aktiver sind. Ich kann nicht alle Gruppen einschätzen, aber ich glaube, hier ist noch Verbesserungspotential vorhanden.

Auf kommunaler Ebene wird die Partnerschaft zwischen Russland und Deutschland sehr gefördert, auf vielen anderen Ebenen schein ein eisiger Wind zu wehen.

Michael Harms: Da bin ich mit Ihnen nicht ganz einverstanden. Die Wirtschaftsbeziehungen zum Beispiel laufen wirklich gut. Natürlich stören uns die Sanktionen. Aber im Wesentlichen wird sehr viel konstruktiv umgesetzt, und nicht nur von Siemens und Co, sondern von Tausenden kleinen und mittelständischen russischen und deutschen Unternehmen. Auch in der Wissenschaft, Forschung oder Kultur passiert sehr viel. Bis auf die ganz hohe Politik finde ich sind unsere Beziehungen ziemlich intakt und breit aufgestellt.

Wozu brauchen wir den Petersburger Dialog im Jahre 2018?

Gabriele Krone-Schmalz, freie Journalistin und Buchautorin

Ich bin von Anfang an dabei, also seit der Gründung des Petersburger Dialogs. Und es hat sich immer wieder bestätigt: Miteinander reden, Dinge auf den Tisch zu legen, nicht drum herum zu reden, aber sich auch mal zu zuhören und dann an der Verständigung ernsthaft interessiert zu sein – das funktioniert nur, wenn man sich gegenseitig kennt und sich immer wieder trifft.

Wie schätzen Sie den Petersburger Dialog ein?

Hansjörg Müller, Mitglied des Deutschen Bundestages, Parlamentarischer Geschäftsführer der AfD-Fraktion

Sie müssen in die unterschiedlichen Arbeitsgruppen gehen. In einigen gibt es eine Konfrontation mit viel Belehrung, und zwar von der deutschen Seite. Aber die echten deutschen Interessen und die russischen – da gibt es kaum Konflikte, die sind bis zu 95 Prozent identisch. Ich würde mich freuen, wenn Kollegen aus anderen Parteien mehr echte deutsche Interessen und weniger amerikanische vertreten würden. Da gäbe es weniger Konfliktpotential mit den Russen.

Martin Hoffmann, Geschäftsführendes Vorstandsmitglied, Petersburger Dialog e.V.

Ich glaube, dass der Petersburger Dialog seine größten Erfolge auf der kommunikativen Ebene erzielt. Wir haben ja letzte Zeit eine allgemeine Kommunikationsstörung im deutsch-russischen Verhältnis. Sie bezieht sich nicht alleine nur auf die Politik, sondern auf viele Bereiche. Und ich glaube, dass der Petersburger Dialog eben diese Kommunikationsstörung thematisiert und auf der anderen Seite diese Missverständnisse überwindet. Und deswegen ist unser Forum wichtiger denn je und muss unbedingt fortgeführt werden. Der Gradmesser der deutsch-russischen Beziehungen ist auch die Atmosphäre und die Art miteinander umzugehen, Kontakt zu suchen.

Wie schätzen Sie die Atmosphäre dieses Jahr ein?

Ich verfolge das seit vielen, vielen Jahren, und die Atmosphäre dieses Jahr ist deutlich besser. Das hat bestimmte Gründe, die muss man auch benennen. Das Umfeld der transatlantischen Beziehungen hat sich geändert und man merkt schon deutlich, dass bei aller Kritik der Wille zur Zusammenarbeit mit Russland sehr hoch ist. Wir haben dieses Jahr zehn Abgeordnete aus allen Parteien. Auf der russischen Seite nahmen leider nicht so viel Duma-Abgeordnete teil, aber es geht in die richtige Richtung. Es ist eine Bewegung drin, eine vorsichtige, aber die ist da, und zwar nach vorne.

[Daria Boll-Palievskaya/russland.NEWS]